Die Bestattung der Toten, das Trauern am Grab der Angehörigen und die Pflege der Grabstätten stellen einen wesentlichen Teil der Seelsorge und des religiösen Bekenntnisses dar. Das Gedenken der Toten hat nicht nur einen festen Platz in der Liturgie, es findet sich auch im liturgischen Jahreskalender mit besonderen Gedenktagen, z.B. Totensonntag, Allerheiligen/ Allerseelen, Volkstrauertag. Die kirchliche Begräbnisfeier mit seelsorgerischer Betreuung ist ein wesentliches Element kirchlicher Trauerbegleitung. Evangelische Friedhöfe sollen darum profilierte Orte der Trauer und der Hoffnung, Orte der Erinnerung und Orte der Verkündigung sein. Sie sind darüber hinaus Kultur- und Wirtschaftsraum, Biosphäre mit ökologischem Anspruch und Ort der Begegnung von Menschen. 

Orte der Trauer und der Hoffnung

Evangelische Friedhöfe sind Orte der Trauer und der Hoffnung. Christen leben von der Kraft dieser Hoffnung: Jesus hat als der Auferweckte den Tod besiegt. Deshalb soll der Tod nicht das letzte Wort haben. Schmerz und Trauer nach dem Tod eines Menschen können und sollen auf dem Friedhof der Zuversicht begegnen, dass die Verstorbenen bei Gott geborgen sind und dort ewige Heimat finden. Dies hat vielen Christinnen und Christen zu allen Zeiten Trost gespendet.

Orte der Erinnerung

Evangelische Friedhöfe sind Orte der Erinnerung. Angehörige können dort noch einmal Glück und Last mit dem Menschen fühlen, der ihnen nahe war. Ein solcher Ort, an dem Trauer und Schmerz zugelassen werden, ist notwendig, um sich noch einmal an gemeinsame Erlebnisse zu erinnern und auch um sie loszulassen. Evangelische Friedhofsträger haben sich daher ganz bewusst gegen anonyme Grabstätten ausgesprochen, denn in jedem Grab sammeln sich und begegnen konkrete Erfahrungen, Geschichten und Schicksale. Die individuelle und unvertretbare Würde jeder Biographie verdichtet sich symbolisch im Namen, auf den die Friedhofsordnungen bei der Grabgestaltung daher entsprechenden Wert legen.

Orte der Verkündigung

Evangelische Friedhöfe sind Orte, an denen wir Christinnen und Christen von unserem Glauben erzählen und Gottesdienste feiern. Durch christliche Symbole wie zum Beispiel das Kreuz werden unsere Friedhöfe zu unverwechselbaren und sprechenden Orten. In Trauergottesdiensten und in Gottesdiensten am Ewigkeitssonntag und zu Ostern feiern wir die Auferstehung Jesu. Hier wird das Zentrum von Bibel und Glaubensbekenntnis am konkret passenden Ort verkündet und vergegenwärtigt: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.“ (Lukas 24,34)

Orte der öffentlichen Wahrnehmung

So machen evangelische Friedhöfe unser Leben und unseren Glauben in der Öffentlichkeit sichtbar und geben beidem einen festen Platz in der Gesellschaft. Zahlreiche Trauergäste nehmen an Trauerfeierlichkeiten teil und erleben die signifikante Botschaft und Funktion evangelischer Friedhöfe dadurch unmittelbar und oft mit nachhaltigem Echo.

Unser Friedhof im Düsseldorfer Norden

In Düsseldorf bestehen zwei evangelische Friedhöfe in jeweils gemeindlicher Trägerschaft, im Norden Düsseldorfs in unserer Evangelischen Kirchengemeinde Kaiserswerth-Tersteegen und im Süden in Urdenbach. Von der Gemeinde getragen und in Einzelprojekten wie etwa der Beschaffung von Friedhofsbänken großzügig durch Spenden unterstützt, ist der Friedhof am Leuchtenberger Kirchweg 21 in prominenter Rheinlage und in der Mitte unserer Gemeinde nicht nur ein Ort der Trauer und des Gedenkens mit vielfältigen Grabarten, sondern bietet mit zahlreichen Veranstaltungen wie den Kaiserswerther Friedhofsmusiktagen einen kulturellen Mittelpunkt für die zur Gemeinde gehörenden Stadtteile. Und wer den Sonnenuntergang am Rhein mit freiem Blick in gepflegter Umgebung genießen will, hat dazu ausreichend Gelegenheit. Der Gemeinschaft der Christen ist dieser Friedhof ein bewahrender Ort über den Tod hinaus, der evangelische Christen aus ganz Düsseldorf aufnimmt.

Dr. Rolf Lichtner, Friedhofskirchmeister