6.S.nach Trin.(Tauferinnerungssonntag), 07.07.2024, Stadtkirche, Apostelgeschichte 8, 26 - 39, Jonas Marquardt

Predigt Kaiserswerth 6.n.Trin.[i] – 7.VII.2024                                                                          

              Apostelgeschichte 8, 26 - 39

Liebe Gemeinde!

Luther soll es in seinen Anfechtungen in Augenhöhe auf die Wand vor sich oder auf die Tischplatte unter seinen zitternden Händen geschrieben haben: „Baptizatus sum!“[ii] Dann ließ sein Quälgeist von ihm ab und er konnte das Evangelium weiter übersetzen und zu verstehen üben. ——

Christoph Probst, der Freund und Schicksalsgenosse der Geschwister Scholl erfuhr es als das Ziel seiner 23 Jahre. Augenblicke, ehe sein Erdenweg als Student, als junger Ehemann und Vater unter dem Fallbeil endete, ließ Probst seine Mutter schriftlich wissen: „Ich danke Dir, dass Du mir das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht bedenke, so war es ein einziger Weg zu Gott … Eben erfahre ich, dass ich nur noch eine Stunde Zeit habe. Ich werde jetzt die heilige Taufe und die heilige Kommunion empfangen ...“[iii]. … Gewaschen, gespeist, geköpft, gerettet: Selten sind Tauf- und Todesstunde, der Eintritt ins neue und der Eintritt ins ewige Leben solch eine fröhlich bejahte Einheit und Ganzheit gewesen wie damals vor 81 Jahren im Strafgefängnis München-Stadelheim. ——

Eine junge Frau aus China schließlich hat es mir in dieser Woche als ihren lebhaftesten Wunsch geschildert, weil sie damit seit Langem die Liebe Gottes und die Gemeinschaft der Christen verbindet: „Ich möchte getauft werden“. ——

Trost und Zuversicht und Sinn, die die Taufe schenkt: Sie sind mit diesen wenigen, fast willkürlich gewählten Beispielen kaum auch nur angedeutet.

Die Taufe ist nicht nur das grundlegendste und unmittelbarste Sakrament der Christenheit, … sie ist nicht nur der allgemeinste Nenner, der uns weltweit und übergeschichtlich verbindet, vergeschwistert und vereinigt, …sie ist gleichzeitig auch nicht nur das persönlichste Motiv unseres Glaubenslebens, das für jeden von uns mit einem individuellen Datum und eigenen Gewährsleuten des christlichen Bekenntnisses - den Paten - verknüpft sein soll, sondern sie ist das wunderbare Ereignis, das immer und überall jeden einzelnen Menschen vollendet verändern kann, indem sie uns mit Christus verschmelzen lässt, uns mit Gottes Macht, zu richten und zu retten, umfängt und durchdringt und unser leibliches und seelisches Wesen mit Seinem Geist erfüllt.      

Durch die Taufe werden wir gottvoll, christusförmig und geistlich. Sie erschließt uns in der eigenen Erfahrung eine neue Identität, indem sie uns beruft, nicht nur gegenwärtig Zeitgenossen Gottes zu sein, sondern solche, die Ihm ewig angehören werden. Der sichere Tod und die unsichere Zeit werden durch die Taufe unwirksam, weil sie uns in ein Leben integriert, das unabhängig von der Vergänglichkeit ist und nur Vertiefung und Erweiterung, aber kein Verfallsdatum mehr kennt.

Taufe bedeutet also Entgrenzung und Freiheit im umfassendsten Sinn: Todesfreiheit, selbst wenn wir noch sterben müssen; Sündenfreiheit, obwohl wir physisch und psychisch bedingte, fehlbare Geschöpfe bleiben; Freiheit vom sorgenvollen Ich-Sein und Mich-Behaupten, weil die Taufe uns stattdessen in ein herrliches „Du-Sein“ taucht – „Du bist mein!“ (Jes.43,1)[iv] – und gleichzeitig das große „Wir“ hervorbringt: Wir Glieder Christi, … wir, die Gemeinschaft der Heiligen, geheiligt durch den Geist, der uns wiedergeboren hat als die neue, untereinander und mit Ihm versöhnte Menschheit des Reiches Gottes!

… Taufe! Das größte Geschenk von allen! … Voraussetzungslose Voraussetzung für alles an unserer Zukunft: Wie die Geburt. Geheimnisvoller Vollzug des Untergangs und der Erlösung: Wie das Sterben!

… Taufe: Öffnender Schlusspunkt und endgültiger Anfang!

… Taufe: Geheimnis des Glaubens und jener Wirklichkeit, die uns hier schon als Bevorstehende innewohnen will!

… Taufe: A und O unseres Christentums. …….

 

……. Wie fremd bist Du uns geworden! Wie haben wir Dich vergessen!

Was geblieben ist: Ein Familienfest … schön und wichtig, aber wenig, wenn es doch um die der gesamten Menschheit offenstehende Möglichkeit geht, ganzheitlich den rettenden Segen des auferstandenen Gekreuzigten, des zweiten Adam[v] zu erlangen.

Was geblieben ist: Das Gefühl, eine zusätzliche Bestätigung und Versicherung für ein Kind zu empfangen … was nötig und beruhigend ist, aber doch über- und unterschätzt wird, wenn wir darin nur die Zusage von störungsfreiem Lebensglück sehen und nicht den Sieg über den Tod und also das Leben jenseits des Todes feiern wollen.

Die Taufe ist mehr, gibt mehr, gilt mehr und begründet mehr, als wir ihr heute noch zutrauen oder in ihr suchen.

Die Taufe ist das am wenigsten gewürdigte Wunder, dem wir alle schon einmal leibhaftig begegnet sind: Wasser und Wort, die an uns „normalen Menschen“ eine Neuschöpfung in Ewigkeit bewirken!

Darüber könnten und sollten wir vielleicht viel regelmäßiger, biblischer, dogmatischer, staunender und neugieriger sprechen.

Wir sollten häufiger das Gedächtnis der eigenen Taufe feiern und uns berühren lassen, … tatsächlich sollten wir durch Wasser das vergessene Geheimnis, aus dem wir leben, erfrischen lassen: Tauferinnerung im Geist durch Wort und Zeichen[vi].

Außerdem sollten wir üben, alles, was es da theologisch und symbolisch zu erfassen gäbe, in die vorgesehene grammatische Sprechweise zu übersetzen: … Keine „Taufe: Das heißt=“-Sätze, … kein über das Ritual, über den Sinn, über die Sache reden, … also kein abständiges, abstraktes „das, der, die; sie, er, es“, sondern wir sollten endlich einmal in der Person sprechen, die wir Heutigen hier so selten nur noch als Stimme des Glaubens vernehmen und nutzen: Die Erste Person Singular!

Von der Taufe kann man nicht sinnvoll aus der Distanz reden. Aus jeder noch so geringen Entfernung wirkt sie viel zu trivial: Alltagsvorgang des Waschens, … kleine Haushalts-pflicht des Spülens, … nach wenigen Minuten bereits verdunstete Geste der Besprengung. Alles das - von ferne besehen - ist Banalität.

Darum können für die Taufe nur Getaufte Zeugen sein.

Nur, wer zu bekennen vermag: Ich bin getauft, und das ist ein Grunddatum und eine Tiefen-dimension meines Lebens, das ist wie das Siegel, das Wasserzeichen meines Daseins das, was ihm seine Echtheit verleiht, … nur die können von sich aus sagen, dass an dieser unscheinbaren Handlung etwas, … vieles, … für sie alles hängt.

Dass wir das meistens so wenig und so selten wagen und vermögen, ist also nicht gesund.

Es wird über die Zukunft nicht nur unseres eigenen Glaubens, sondern der christlichen Kirche überhaupt entscheiden, dass wir wieder – wie es die sämtlichen Lieder dieses Gottesdienstes uns auf die Zunge legen[vii]zu begreifen und zu beschreiben und zu beherzigen wagen: „Ich bin getauft. Mein Leben ist Tauffolge. Mein Ursprung ist tauflich, mein Maßstab ist taufförmig, meine Hoffnung ist tauferfüllt.

Ich bin ein Neugeborener Gottes, mein Ich ist vollkommen in Jesus eingetaucht und von Ihm durchfärbt und durchströmt und durchblutet, ich lebe unterm unerschöpflichen Einfluss des Heiligen Geistes.

Baptizatus sum!“ ——

 

Meine Taufe zu bedenken, zu bekräftigen und zu bekennen und dabei das neue „Ich“ des Gotteskindes, des in Christus Eingegliederten, des in die Gemeinschaft der Heiligen – das große „Wir“ der geretteten Menschheit – fröhlich Integrierten zu gebrauchen: Das ist also ein Sommerziel der nächsten Wochen.

Aber es ist wirklich ein Sommerziel und kein Training gegen den inneren Schweinehund, kein Pflichtprogramm für trübe Stunden, das man ableisten und danach auch abhaken kann.

Es sollen leichte Dehnübungen unseres Bewusstseins und Dankübungen unserer Gedanken sein, dass wir uns immer wieder anrühren und durchwehen lassen von der Erleichterung: Ich gehöre ja tatsächlich und unwiderruflich Gott!

Freiheit und Freizeit, Urlaub und Muße können uns die Heiterkeit veranschaulichen und schenken, die darin liegt, schon jetzt vom endgültigen Kaputtgehen zur endgültigen Heilung gebracht worden zu sein und nicht auf das Unweigerliche, sondern auf das Grenzenlose zu zu leben.

Wenn alte Taufsteine in den wundervollen Kirchen der Welt oder neue Gesichter, Begegnungen und Eindrücke bei den wundervollen Bewohnern der Erde uns in diesem Sommer die Verheißung der dauerhaften, allgemeinen, neuen Perspektive aller Menschenkinder durch die in der Taufe eröffnete Zukunft vor Augen stellen: Wie glücklich und wie nachhaltig könnten wir doch reisen, … mit einem Bein und ganzem Herzen auf Schritt und Tritt schon in der angekündigten Welt Gottes, in die die Taufe strömt und der sie uns entgegenträgt! ——

Diese sommerlichen Wege der Meditation des Taufglücks heben hier und heute aber deshalb an, weil bei aller persönlichen Unmittelbarkeit des Getauftseins wir doch nie alleine, nie vereinzelt daraus hervorgehen.

Meine Taufe erschöpft sich nicht in dem, was sie mir schenkt, sondern sie vertieft in meinem Leben den Segen, der durch alle Zeiten fließt und Unzählige mit mir zusammen zu jenem Strom aus Menschen macht, der in das ewige Leben mündet (vgl. Joh.4,14).

Und heute waren wir Zeugen und werden es hoffentlich nie vergessen, wie einer der allerersten Menschen von dem, was da in die Zukunft quillt, erfasst wurde.

Der Allererste, von dem wir etwas ganz Persönliches, etwas Emotionales und uns also direkt Verständliches im Blick auf das Sakrament des Christ-Werdens hören, steht heute vor uns.

Wir alle - die Getauften der beiden Jahrtausende seither - folgen in gewisser Weise seinem Beispiel nach. Und es ist eine zeitgemäße Erinnerung und Klarstellung, dass wir ihm deshalb ins Gesicht blicken ……. wir, die geschichtlich überholten Erben eines christlich gewesenen Abendlandes, … wir, mit unserer immer noch latenten Attitüde der kulturellen, technischen, am Ende womöglich gar rational definierten Überlegenheit als Europäer. Einst hatten wir in den Kirchen und Gemeindehäusern exotisch bemalte Blechbüchsen, Sammeldosen oder mechanische Figuren auf einem Kollektenkasten: Das waren die sogenannten „Nickneger“, die einen unterwürfigen Kotau machten, wann immer ein Heller oder Pfennig für die „Heidenkinder“, für die Mission und Zivilisierung unter den sog. „armen Wilden“ eingeworfen wurde.

Die Wahrheit aber ist genau umgekehrt: Wir sind nicht Geber, sondern Empfänger einer Gabe, die, ehe sie uns zugutekam, schon in Asien und Afrika Frucht und Segen trug.

Das Taufwasser fließt von Osten und Süden nach Norden und Westen.

Und wer Dämme dazwischen ziehen will, wer Unterschiede, Unter- und Überlegenheiten, Fremdheitsgefühle, Trennungsmauern propagiert, der hat keinen Teil an der historischen Wirklichkeit und den versprochenen Plänen und Möglichkeiten Gottes. Rassisten haben - im Klartext - also schlicht keinen Teil an der Kirche, deren Wesen es ist, ALLE Völker zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi zu machen, in dem sie allzumal ohne jeden Unterschied EINS sind (vgl. Matth.28,20 + Gal.3,28!).

Und deshalb soll wer lernen will, fröhlich „Ich bin getauft!“ zu sagen, in das glückstrahlende Gesicht dessen blicken, den wir als Ersten an der Spitze unserer Schar erkennen.

Er hatte nie Zukunft.

Man hatte ihm die direkteste, natürlichste, für viele Kulturen bis heute wichtigste Dimension der Zukunft genommen, als man ihn kastrierte.

Ein Eunuch – nützlich durch seine erzwungene Vereinsamung, weil er nie eine Familie fortsetzen und sich dadurch Sicherheit und Andenken schaffen würde – … ein Eunuch war für Verantwortung geeignet, weil er eine Endstation darstellte: Für wen hätte er sorgen, welche ferneren Ziele hätte er verfolgen sollen? Sein Leben war künstlich auf die gegenwärtige Verpflichtung und dann das restlose Auslöschen festgelegt.

Doch in unserm Freund, dem äthiopischen Beamten der mächtigen Königin des äthiopisch-sudanesischen Reiches muss ein starker Hoffnungshunger, eine Lebenssehnsucht nach mehr als diesem hier gewirkt haben, die ihn zu einem innerlichen Proselyten, einem Anwärter auf das Judentum machten, obwohl er nach den Bestimmungen des biblischen Gesetzes an der heiligen Gemeinde Israels als Kastrat keinen Anteil haben konnte (vgl.5.Mose23,2).

Immerhin aber hatte er sich in Jerusalem, bei der Suche nach Lebensperspektiven über sein gegenwärtiges Verhängnis hinaus die Schriftrolle des gerade Seinesgleichen tröstenden Propheten Jesaja besorgt, bei dem denen, die fortpflanzungsunfähig sind, versprochen wird, dass Gott sie dennoch an allem Kommenden, an der Fülle der Zeit, am ewigen Ziel aller Geschichte teilhaben lassen wird (Jes.56,3-5), indem er ihnen ein Gedenken und einen Namen - Jad-va-Schem - verheißt.

Und in der selben Prophetenschrift, die von der Zukunft der Zukunftslosen spricht, fand der bisher um alle Aussichten Betrogene das finstere Bild des leidenden Gottesknechtes.

Als ihm dabei der Gott Israels aber den Diakon der ersten Christengemeinde von Jerusalem an den Wegrand seiner Heimreise ausgerechnet durch die heutige Totalzerstörungskulisse von Gaza stellte, konnte der Afrikaner diesen Philippus fragen, wer denn der Zerschlagene und Ausgebeutete, der Versklavte und Erniedrigte, der Ausgegrenzte und Verlorene da mitten in der Trostbotschaft sei? …….

Wir kennen die Antwort, die auch uns nur erschüttern kann:

Das ist der Liebling Gottes, das ist die große Liebe Gottes selbst. Das ist der in Jesus für uns alle Leidende und der in Jesus für uns alle Lebende, durch und mit und in Dem wir ewige Seligkeit schon hier, am Straßengraben von Gaza, in den alten Palästen Äthiopiens, im Gefängnis von Stadelheim, hier in der Kirche, in unserem Alltag, unseren Ferien, ja, einfach überall auf Erden finden können und sie im Himmel dann in Ewigkeit erfahren werden.

Wer Jesus findet, der findet das, was Christoph Probst beschreibt: Das Leben als einzigen Weg zu Gott.

… Und da hat er sich taufen lassen.

Und sein Gesicht steht – ohne Kitsch oder Stereotypen bemühen zu dürfen und zu wollen – vor Augen: Das unglaubliche Strahlen der großen Gospelsängerin Mahalia Jackson, … die unvergleichliche Heiterkeit auf den Zügen von Louis Armstrong, … die unerschütterliche Zukunftsgewissheit Martin Luther Kings, … die schelmische Freude an der Kraft von Recht und Gerechtigkeit im Blick von Bishop Desmond Tutu.

Das Gesicht des ersten Getauften steht uns vor Augen.

Und nichts kann besser sein, als wenn auch von uns Getauften mehr nicht zu sagen bleibt als: Sie ziehen ihre Straßen fröhlich, … denn sie sind auf dem Weg zu Gott!

Amen.

 

[i] Der Gottesdienst an diesem, ganz dem Taufgedenken gewidmeten 6.Sonntags nach Trinitatis begann mit einer von der Gottesdienstgemeinde gemeinsam vollzogenen Lesung des 4.Hauptstücks aus Luthers Kleinem Katechismus, durch das viele Schriftstellen und überlieferte Motive des Taufverständnisses schon vor der Predigt einen gemeinsamen Verstehenshorizont der Versammelten eröffneten.   

[ii] Die verdichtete Überlieferung zu Luthers visualisiertem Festhalten an der Taufgewissheit beruht u.a. auf seinen späteren Tischreden. Vgl. seine Äußerung vom 18.Februar (der 4 Jahre später sein Todestag werden würde!) 1542:  "Alioquin illæ cogitationes sunt diabolicæ de prædestinatione.  Ficht dich die cogitation an, so sprich:  Ego sum filius Dei, sum baptizatus, credo in Iesum Christum pro me crucifixum, Iaß mich zu friden, du Teufel!  Tum illa cogitation te deseret" (TR 5658a in: WA TR 5, S. 295 Z.27-30).

 

[iii] Zitiert nach: Thomas Mertz, Christoph Pabst, Ein Student der „Weißen Rose“, Trier 2020, S. 130 und 131.

[iv] Aus dem Wochenspruch des 6.Sonntags nach Trinitatis.

[v] Das Motiv vom ersten und zweiten Adam steht in der paulinischen Theologie auch hinter der immer wieder anklingenden Epistel des 6.Sonntags nach Trinitatis: Römer 6, 3 -11.  

[vi] Eine mögliche individuelle Tauferinnerung mit dem Wochenspruch aus Jesaja 43 als Segenswort und Benetzen aus der Taufschale stand am Schluss des Gottesdienstes.

[vii] Es gibt ein furchtbares Taufschweigen in unserem Gesangbuch. Nur der Kasus – die Amtshandlung, speziell als Säuglings- oder Kindertaufe – wird dort etwas ausführlicher bedacht. Außer in Luthers großem, aber nur noch wenig bekanntem und vermittelbarem Taufchoral EG 202 (und dem ähnlich museal versteinerten Choral aus weiblicher Feder – von Christiana Cunrad – unter EG 204), leitet das Gesangbuch kaum zur Meditation über und Identifikation mit der Taufe an. Sie ist reiner Passageritus, reines Aufnahme- oder Segensritual geworden, aber nicht mehr fundamental konstitutiv für die eigene Frömmigkeit und das persönliche Leben. Eine rühmliche Ausnahme bei dieser kollektiven Taufamnesie stellt die Tradition der Herrnhuter Brüdergemeine dar: Aus deren Gesangbuch oder geschichtlichem Umfeld stammten daher alle drei Choräle, die neben EG 200 (der letzten Bastion eines entwickelten Taufbewussteins im EG!) gesungen wurden : „Ich bin als Christ getauft“ von Christian Friedrich Förster (1769-1829), „Ich bin nicht mehr mein Eigen“ von Karl August Döring (1783-1844) und „Ich bin getauft, o Herrlichkeit!“ von Ulrich Bogislaus von Bonin (1682-1752). Der landeskirchliche Anhang des bayrischen EG kennt immerhin noch „Lasset mich mit Freuden sprechen: Ich bin ein getaufter Christ“ von Erdmann Neumeister (EG Bayern 574). Dass als Reaktion auf den Rückgang der Taufnachfrage überwiegend „Eventisierung“ steht, kann die Verankerung der Taufe im (Selbst-)Bewusstsein heutiger Christinnen und Christen und in ihrer Lebenspraxis allein kaum retten. Wir müssen tatsächlich auch geistlich wieder eindeutig „ad fontes“ (zurück zu den Quellen), damit das Danklied der Erlösten kräftig weiterklingt: „Ihr werdet mit Freuden Waser schöpfen aus den Brunnen des Heils!“ (Jesaja 12,3 – vgl. Johannes 7,38!)!

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